„Neugründung von Bari.“ Alessandro Gazzi: Mannschaft, Mitarbeiter, Umfeld und Verein? Gemeinsam schaffen wir das.

BARI – Nach einer schwierigen Saison, die in Vergessenheit geriet, versucht Bari, sich neu zu formieren. Dies geschieht unter der Führung von Fabio Caserta, dem ehemaligen Trainer von Catanzaro und Benevento, der die Biancorossi zum Wiederaufstieg führen soll. Ihm steht die anspruchsvolle Aufgabe bevor, ein Team mit klarer technischer und charakterlicher Identität aufzubauen. In einem Umfeld, das von Unternehmensspannungen, dem Ausscheiden langjähriger Sponsoren und einem angespannten Verhältnis zu den Fans geprägt ist, wartet der Verein auf konkrete Anzeichen einer Wiederbelebung. Die ersten Signale vom Transfermarkt sind eindeutig: Verstärkungen sind eingetroffen, darunter Stürmer Gytkjaer, Torhüter Cerofolini, Außenverteidiger Dickmann und Mittelstürmer Moncini sowie der junge Pagano, der vom AS Rom ausgeliehen wurde.
Um diesen Neuanfang zu analysieren, widmet sich Alessandro Gazzi dem ehemaligen Mittelfeldspieler und Symbol für Haltung und Hingabe während seiner Zeit bei Bari. Am 24. Juli ist er in der Stadt, um bei einem Filmfestival über die Vergangenheit und Gegenwart des Bari-Fußballs zu diskutieren. Gazzi analysiert Casertas Profil, die Bedeutung der Spiele der Serie B und den wunden Punkt der Mehrfachbeteiligung. Er diskutiert außerdem die Rolle des Publikums und die Werte, die im Mittelpunkt des Sportprojekts stehen sollten.
Gazzi, wie beurteilen Sie als Spieler mit einem guten Gespür für die Balance die Ankunft von Fabio Caserta als Baris Trainer? Könnte er der richtige Mann für einen Neuanfang sein?
Diese Einschätzung hängt von vielen Faktoren ab. Caserta hat ein hervorragendes Jahr in Catanzaro hinter sich. Nun braucht das Team Zeit, um seine Pläne zu verfeinern. Die Serie B ist sehr ausgeglichen. Es gilt, bis zum Schluss zu kämpfen und die Dinge auf Kurs zu halten. Der Spielstil des Trainers unterscheidet sich von dem von Longo, der die schwierige Aufgabe hatte, das Team nach dem Abstiegskampf im Vorjahr zu verstärken.
Bari und Caserta stehen nach einer schwierigen Saison vor einem Neuaufbau. Welches technische und menschliche Profil sollte der Kader haben, um in der Serie B bestmöglich zu bestehen?
Wichtiger als die Profile ist die Entwicklung zwischen den verschiedenen Kadermitgliedern. Nicht nur die Spieler, sondern auch der Trainerstab. Es braucht einen umfassenden Zusammenhalt, der nicht nur die Spieler auf dem Platz, sondern auch das gesamte Umfeld einbezieht – Trainer, Verein und Fans. Wenn die Chemie zwischen diesen Komponenten stimmt, läuft alles reibungsloser.
Mit Blick auf die nächste Saison: Was sind Ihrer Meinung nach die Mindestanforderungen, um in einer harten Liga wie der Serie B wieder konkurrenzfähig zu sein?
Um das Gesamtbild zu finden, betone ich, brauchen wir den Zusammenhalt der einzelnen Elemente. Das heißt aber nicht, dass sich der Kreis nicht schließen wird, selbst wenn die Konflikte zwischen Fans und Eigentümern bestehen bleiben. Wir müssen uns darüber einig sein, wie stark und wie wir wachsen wollen. Dass Caserta Spieler auswählt, die sie bereits trainiert haben, ist ganz natürlich und normal. Je besser man die verfügbaren Ressourcen kennt, desto einfacher ist es, sofort die richtigen Mechanismen zu finden. Auch der Kontext, in dem man agiert, spielt eine Rolle.
Die Timesharing-Frage bleibt ein zentrales Thema. Glauben Sie, dass sie die strategischen Entscheidungen des Clubs in den kommenden Jahren beeinflussen könnte?
„Vor allem gibt es immer Ziele, die man erreichen will. Es ist wichtig, diese von Anfang an klarzustellen. Ob es sich um Ober- oder Mittelklasse handelt, ist relativ, denn die Serie B ist sehr ausgeglichen und man weiß nie, was dabei herauskommt.“
Das Verhältnis zwischen Verein und Fans scheint angespannt. Wie wichtig ist Ihnen als ehemaliger Spieler die Unterstützung der Fans in solchen Zeiten?
Die Unterstützung der Fans ist entscheidend. Ich kenne das Publikum, und soweit ich das miterlebt habe, gab es oft Höhen und Tiefen. Wichtig ist, dass die Fans der Mannschaft treu bleiben, gerade wenn es mal nicht so gut läuft. Solange die Beziehungen von Respekt und Aufrichtigkeit geprägt sind.
Sie hatten schon immer eine enge Verbindung zu den Bari-Fans. Welche Art von Dialog wäre heute nötig, um die Kluft zu den Fans zu überwinden?
Die Skepsis der Bevölkerung sollte für Caserta und die Spieler ein zusätzlicher Ansporn sein, zu zeigen, dass auch in schwierigen Zeiten etwas Gutes entstehen kann. Nur Ergebnisse können die Lücken schließen. Das Engagement und die Echtheit der Beteiligten sind das Wichtigste, vielleicht sogar noch wichtiger als Siege. Die Fans schätzen dies mehr als alles andere.
Der Rückzug langjähriger Sponsoren wie MvLine und Casillo hat für Aufsehen gesorgt. Ist das ein rein wirtschaftliches oder auch identitätsstiftendes Signal?
„Ich denke, das sind Schritte, die nicht allzu große Auswirkungen haben sollten. Die Kehrtwende mancher Sponsoren muss nicht unbedingt negativ interpretiert werden. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, aber ein langfristiges Vertrauensverhältnis schafft in der Regel eine solide Basis, die aus verschiedenen Gründen mit der Zeit schwächer werden kann.“
Betsson hat einige ehemalige Sponsoren ersetzt. Könnte dies eine Chance oder ein Zeichen für einen Wandel sein?
„Mit diesem Deal werden die Abgänge ausgeglichen. Er könnte den Beginn neuer Geschäftsbeziehungen markieren, die sowohl dem Verein als auch dem Bari-Fußball zugute kommen.“
Bari muss seine technischen und charakterlichen Qualitäten wiederentdecken. Welche Werte sollten im Mittelpunkt des sportlichen Projekts stehen?
Ich würde mich wieder auf die Werte des Teams und die Beziehung zu den Menschen konzentrieren. Manchmal können aus Meinungsverschiedenheiten auch positive Ergebnisse entstehen. Unter Matarreses Amtszeit gab es zwar einen Riss zwischen Verein und Fans, aber der Erfolg blieb. Ich würde mich darauf konzentrieren, was auf dem Platz vermittelt wird und was Teil eines größeren Ganzen ist – also mit den Werten des Vereins verbunden. Ich stelle mir vor, dass die Absicht besteht, eine gute Show zu bieten und Ergebnisse zu erzielen, die den Zielen entsprechen. Viele ausländische Investoren gewinnen in Italien an Boden. Käufern muss die Möglichkeit gegeben werden, auch mit Bari Gespräche zu führen. Wer weiß, vielleicht erreichen wir dieses Jahr sogar mit weniger hohen Erwartungen die Spitze. Caserta ist ein erfahrener Trainer und könnte alle Voraussetzungen mitbringen, um sofort eine Lösung zu finden.
La Gazzetta del Mezzogiorno